2014 hat Elfriede Jelinek auf Einladung der Direktorin des SchauSpielHauses Hamburg, Karin Beier, den Text "Strahlende Verfolger" geschrieben. Er war Teil des Theater-Performance-Projekts „Pfeffersäcke im Zuckerland & Strahlende Verfolger: Eine Menschenausstellung“, das 2013 in Brasilien und 2014 in Deutschland gezeigt wurde. In einer Art Fortführung zu "Wolken.Heim." (1988) handelt es sich bei "Strahlende Verfolger" um eine für die Autorin typische Textfläche bzw. ein Zitatengeflecht aus deutscher Dichtung und Philosophie, das mit Sprachgewalt den deutschen Nationalismus thematisiert, nun jedoch im Kontext deutschsprachiger Auswanderer, Siedler und Touristen in Ländern wie Rumänien, Russland oder Brasilien. Diverse Sprecherinstanzen beziehen sich dabei nicht auf individuelle Figuren oder Subjekte, sondern lassen Funktionsmechanismen, ideologische Untermauerung und nationalistisch-kolonialistische Alltagsmythen einer „Sprache der Gewalt“ in den Vordergrund treten, die bis heute dazu dient, herrschende Diskurse und Machtverhältnisse zu legitimieren. Ausgehend von dem Analyse-Instrumentarium, das von Natalie Bloch in "Legitimierte Gewalt: Zum Verhältnis von Sprache und Gewalt in Theatertexten von Elfriede Jelinek und Neil LaBute" (2011) entwickelt wurde, werden in diesem Beitrag textuelle und intertextuelle Aspekte des genannten Textes von Jelinek angesprochen, aber auch außertextuelle Bezüge und die konkreten Rezeptionskontexte in São Paulo und Hamburg dargestellt.
Keywords (deu)
Gewalt der Sprache; Gewaltlegitimation; Nationalmythos; Brasilien